Meine Geschichte mit Bibel, Theologie und Glaube…

Stephans Minibiographie ………………………………………………………………….

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… vollzog sich ungefähr so:

Kindheit

Diverse Kinderbibeln, Bibelcomics, Bibelgeschichten aus den Kinderstunden sowie Bibelcassetten haben mich im Elternhaus geprägt, und in meiner Erinnerung habe ich von mir als Kind gedacht, dass ich mich wohl gut auskennen müsste in der Bibel.
Als ich merkte, dass sich der Geist der Bibel nicht im Bescheid-Wissen über die Bibel erschöpft, verknüpfte ich andere Lebensbereiche mit der Bibel und bezog Bibelworte auf Alltagssituationen. Ausschlaggebend war, dass jemand in einer Predigt nach der persönlichen Entscheidung von uns Zuhörenden für Jesus1 fragte. In der Rückschau sage ich: Anstatt die Bibel mit meinem kindlichen »Fachwissen« beherrschen zu wollen, wurde durch diese Predigt der biblisch vermittelte Anspruch Gottes an mich herangetragen, das Gott in meinem Leben das Sagen haben will.2 Mit zunehmender Abstraktionsfähigkeit lernte ich immer mehr einzelne Bibelstellen als Maßstab und Orientierungshilfe konkret für mein Leben kennen. Ich erkannte: Meine Lebensumstände waren nicht nur gegeben und unveränderbar, sondern es lohnte sich, zielgerichtet Veränderungen zu versuchen und dabei den Abgleich mit biblischen Gedanken zu suchen. Wer in der Landeskirchlichen Gemeinschaft, in der ich aufgewachsen bin, diesbezüglich mit der Bibel argumentieren konnte, hatte gute Karten, gehört und ernstgenommen zu werden.

Studium

Die nächste Entwicklungsstation war für mich das Theologiestudium ab 2001: Die Bibel wurde (aus meiner Sicht im positiven Sinn) entmythologisiert – positiv, weil anstelle der Ansicht, die Bibel sei in historischer Hinsicht wahr, eine alltagstaugliche Erkenntnis trat: Die Wahrheit der Bibel offenbart sich darin, dass sich ihr Zuspruch und Anspruch in meiner aktuellen Situation bewahrheitet. Der eigentliche Schauplatz biblischer Handlungen ist nicht eine ferne Vergangenheit, sondern meine persönliche Gegenwart. Ich lernte außerdem, über Verstehensbedingungen der Bibel nachzudenken. Eine Verstehensbedingung ist, dass man zwischen Zentralem und eher Randständigem in der Bibel unterscheiden muss. Diese Unterscheidung kann aber niemand mit Sicherheit treffen; man muss immer wieder darüber nachdenken. Eine andere Verstehensbedingung ist: Ein umfassendes Verständnis von Bibeltexten erfordert es auch, das Bibelwort in seiner Zeit wahrzunehmen – ganz unabhängig von meiner persönlichen Situation. Dank einiger Kontakte zu inspirierenden Personen ist über die ganze Zeit des Studiums meine Liebe zur Bibel als ganzer Heiliger Schrift geblieben. Was den wechselseitigen Bezug zwischen Leben und Bibel betrifft, war ich ganz darauf eingestellt, biblische Ideen in konkretes Handeln im Sinne christlicher Ethik zu übersetzen.
Aufgrund einer einschneidenden Lektüre im Jahr 2007 und des anstehenden Examens im Jahr 2009 gerieten Bibel, Bibelkritik, Bezug zwischen Bibel und Leben sowie mein Bestreben, auch für Nicht-Christen im Hinblick auf Theologie und Glaube sprachfähig zu sein, in ein besseres Gleichgewicht. Der intellektuelle Zugang zu diesen Themen relativierte sich, der spirituelle Zugang faszinierte mich stärker. Wichtiger als eine überdurchschnittliche theologische Kompetenz ist mir ein intaktes Selbst- und Gottesverhältnis geworden, so dass ich für mich persönlich sagen kann: War mir bis 2007 die Bibel ein Schlüssel zu Gott, so ist mir jetzt mein Gottesverhältnis ein Schlüssel zur Bibel.

Promotionszeit

Eine erneute Konzentration auf Bibeltexte, besonders auf die des Neuen Testaments, bescherte mir ab 2010 meine Anstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Neues Testament in Greifswald. Ab jetzt gab die Dissertation über das Thema »Prophetische Zeichenhandlungen Jesu bei Lukas« Anlass, einen wissenschaftlichen Zugang zur Bibel zu erarbeiten. Parallel dazu bin ich bis jetzt herausgefordert, meine Bibelkenntnis anhand bibelkundlicher Studien zu vertiefen. Bekanntlich ist Bibelkunde die direkte Brücke zur biblischen Theologie, weshalb die Beschäftigung mit beidem immer ein wohltuendes kritisches Potential gegenüber dem eigenen Leben impliziert. Mit anderen Worten: Bibelkunde macht mir nach wie vor Spaß, und ich finde es wichtig, Bibelkunde zu betreiben. Entsprechend gibt es unter Bibel-FAQ.net ein eigenes Bibelkunde-Blog.
Im Januar 2012 beschloss die Sächsische Landeskirche, homosexuell lebenden Pfarrerinnen und Pfarrern im Einzelfall das Zusammenleben mit ihren Partnern im Pfarrhaus zu ermöglichen. Diskussionen brandeten auf, es kam zu Kirchenaustritten und mehr oder weniger sachlichem Schlagabtausch zwischen beiden Lagern in Sachsen. Damit einher ging eine allgemeine Besinnung zum Schriftverständnis, wodurch ich mich hinsichtlich meiner Bibelhermeneutik ebenfalls neu positionierte: Es ist mir seither besonders wichtig, konkrete Fragen an konkreten Bibelstellen zu diskutieren, anstatt auf Grundlage eines allgemeinen „Die Bibel sagt…“ zu denken. Die Bibel als Gesamtpaket gibt es nur zwischen zwei Buchdeckeln, aber nicht im Kopf eines Menschen. Deswegen steht die Bibel »nur« als Referenzwerk zur Verfügung. Einzelne Bibelstellen sind mir als orientierender Maßstab näher als die Bibel in ihrer Gesamtheit, wenn ich diese Bibelstellen durch Auswendiglernen verdaut habe, oder wenn ich eine inspirierende Predigt zu einer Stelle gehört habe. Was ich aus meiner Perspektive in der Bibel erkenne, muss dafür offen sein, im gemeindlichen und wissenschaftlichen Diskurs geprüft zu werden. Egal, wie intensiv ich aber forsche und diskutiere, die so gewonnene Erkenntnis kann nicht endgültig sein. Trotz dieser Schwierigkeit bleibt die Bibel für mich das wichtigste Referenzwerk meines Denkens und meiner Lebensgestaltung, auch wenn ich sie nur partiell rezipieren kann. Entsprechend der Stelle aus Mt 13,52 möchte ich mit meiner bibelkundlichen Arbeit helfen, das Alte und Bewährte wieder bekannt zu machen, im Gedächtnis zu behalten und auf Neues im Sinne der Bibel hin zu öffnen.

Letzte Aktualisierung: 29. Mai 2013, Stephan Rehm.

  1. Was bedeutet es, sich für Jesus zu entscheiden? Zu der Frage will ich mal noch was schreiben. Wer nicht warten will, fragt nach…
  2. Wenn Gott in einem Leben das Sagen hat, dann bedeutet das nicht, dass ich nichts mehr entscheiden darf. Mehr dazu später, und: Wer nicht warten will, fragt nach…

2 Gedanken zu „Meine Geschichte mit Bibel, Theologie und Glaube…

  1. Roger Stegmann

    Hallo,
    was sind Ihre Prüfungsmaßstäbe
    ” …muss dafür offen sein, im gemeindlichen und wissenschaftlichen Diskurs geprüft zu werden…”,
    welche sich nicht am Geist der Zeit oder der kirchlichen Mode unterworfen sind?
    Die Frage geht also auf ihren Ken ihres Bibelverständnis.
    m.f.g.
    Roger Stegmann

    Antworten
    1. Stephan Rehm Artikelautor

      Hallo Herr Stegmann, und danke für den Kommentar. Aufgrund meiner Überzeugung, dass man nicht mit der Bibel in Gänze argumentieren kann, gewinne ich meine Prüfungsmaßstäbe aus der Kombination der Bibelstellen, die mir bewusst und wichtig geworden sind. Der Glaube an die Auferstehung Jesu ist für mich die zentrale Wahrheit des christlichen Glaubens. Deswegen ist mir z. B. 1Kor 15,3-10 sehr bewusst und präsent. Gleichzeitig ist für mich bei dieser Stelle aber nicht der griechische Wortlaut zentral, sondern die aus dem Text resultierende persönliche Hoffnung, eines Tages trotz meines Sterbens nicht tot zu sein, sondern mit Christus zu leben. Dieser Satz eben steht so nicht in der Bibel, trotzdem halte ich ihn für biblisch. Ich als Person bin – wie alle – Kind ihrer Zeit, und das lässt sich auch nicht ausschalten. Jedoch suche ich bewusst den Abgleich mit den biblischen Aussagen und das Gespräch darüber. Kategorien wie “Zeitgeist” und “Mode” halte ich dabei für wenig hilfreich, da sie – wie die Bibel auch – nicht in Gänze zu packen sind. Man kann mit ihnen nicht diskutieren. Was häufig damit gemeint ist, sind einzelne Vorstellungen und Gedanken, die unser Denken bestimmen, und die wir jeweils einzeln diskutieren müssen. Dabei ist häufig vermutlich gar nicht so klar zu trennen, was biblisch ist oder nicht, was Zeitgeist ist oder nicht. Ich beabsichtige, zu diesem Thema demnächst etwas auf diesem Blog zu publizieren. Vielleicht denke ich dann daran, erneut auf Ihre Anfrage zu antworten. Freundliche Grüße!

      Antworten

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