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Sich eine gute Bibelkunde zu erwerben, ist der erste Schritt in der Exegese. Exegese bedeutet, Bibeltexte im Hinblick auf ihre historischen Situationen auszulegen. Das ist gleichzeitig die Voraussetzung dafür, dass theologische Profis wie Pfarrer und Lehrer biblische Aussagen auch im Hinblick auf konkrete Situationen heute anwenden können.
Mit Bibelkunde ist gemeint, einzelne biblische Bücher vollständig wahrzunehmen, indem man sie in Text und Struktur durchwandert – so wie man eine Stadt zum Kennenlernen durchwandert. Wie die Stadtpläne beim Google Maps™-Kartenservice sind auch die Strukturen der biblischen Bücher in verschiedenen Zoomstufen darstellbar.
Bibelkunde bedeutet aber nicht nur wahrzunehmen und zu wandern, sondern – nicht zuletzt im Hinblick auf das Biblicum – Strukturen und Texte auch zu lernen, um sie benennen bzw. rezitieren zu können. Dazu sind auf bibel-faq.net-bk Lernmaterialien bereitgestellt. Diese tragen in ihrer Darstellungsweise der Tatsache Rechnung, dass die Bibel als historisches Buch angesehen werden muss: Der Lernstoff ist eingebettet in ein Schema zur Darstellung historischer Ereignisse.
„Bibel(kunde)“
Bibelkunde zu betreiben, bedeutet zu versuchen, einen möglichst flächendeckenden Überblick über die Inhalte der Bibel zu gewinnen.
Die Bibel ist in mehrerer Hinsicht ein besonderes Buch:
- Sowohl das Alte als auch das Neue Testament besteht aus verschiedenen Einzelbüchern, die jeweils für sich entstanden sind. Erst nach langer Zeit haben Konzile die heutige kanonische Ordnung festgeschrieben. Die biblischen Bücher sind alt – und jedenfalls für die, die sie in Gänze zur Kenntnis nehmen, auch in vieler Hinsicht fremd und erklärungsbedürftig.
- Gleichzeitig sind viele biblische Aussagen bleibend aktuell, da sie grundlegende Dinge über Gott, den Menschen und das Verhältnis zwischen beiden beschreiben. Gerade wir Menschen des 21. Jahrhunderts sind gefährdet, solche grundlegenden Gedanken angesichts der postmodernen Meinungsvielfalt zu verlieren.
- Insofern ist die Bibel DAS Buch der Christenheit und neben den Bekenntnissen die Hauptreferenz dogmatisch-kirchlicher Reflexion. Sie gibt als das »Wort Gottes« Orientierungshilfe für die Menschen. In Predigten und Bibelarbeiten werden biblische Inhalte öffentlich kommuniziert. Darüber hinaus ist die Bibel für viele Christen ideelles oder tatsächliches Zentrum spirituellen Lebens. Gelegentlich dient die Bibel aber auch als Quelle von allerweltstauglichen Zitaten, die – aus dem Zusammenhang gerissen – kaum mehr das vermitteln, wozu sie ursprünglich geschrieben worden sind. Wie die Bibel vor diesen vielfältigen Anwendungsbereichen im Alltag gebraucht wird, lässt sich hier aber nicht annähernd vollständig darstellen.
Die exegetischen Teildisziplinen der wissenschaftlichen Theologie (Alt- und Neutestamentliche Wissenschaft) beschränken sich darauf, der Problematik des ersten Punktes zu begegnen: Exegeten nehmen die alten, gelegentlich befremdlichen Texte der Bibel als Teil antiker Literatur wahr und stellen sich der Aufgabe, die Texte in ihrem Entstehungskontext verständlich darzustellen, sie für heutige Leser auszulegen (Exegese = Auslegung). Für alle, die exegetisch arbeiten wollen, ist das Bibelkundestudium der erste und möglicherweise der wichtigste Schritt: Auf den Text kommen alle immer wieder zurück, und ohne Textkenntnis ist schlicht keine theologische Diskussion möglich.
Bibelkunde: biblische Bücher in Text und Struktur durchwandern
Es lohnt sich zu versuchen, Bibeltexte zu verstehen und verständlich zu machen. In diesem Interesse müssen sich Theologen zunächst eine gründliche Kenntnis des Bibeltextes erarbeiten. Da ein Textabschnitt anhand seines Kontextes ausgelegt werden soll, ist als naheliegendster Kontext das ganze biblische Buch zu beachten. Das setzt voraus, seine Struktur zu analysieren, und zu diesem Zweck den Inhalt des ganzen biblischen Buches genau wahrzunehmen. Die propädeutischen Bibelkundekurse mit der krönenden Biblicumsprüfung sowie einige gute Portionen Selbststudium sollen das anfänglich leisten. Aufgabe bibelkundlichen Studiums ist es entsprechend, die wechselseitige Wahrnehmung der biblischen Bücher vom Text her sowie von der Struktur her einzuüben.
Vergleichbar im alltäglichen Leben wäre es, sich eine Stadt zu erschließen: Man durchfährt und durchwandert eine Stadt, und zu diesem Zweck benutzt man einen Stadtplan. Niemand würde von sich behaupten, er kenne eine Stadt, nur weil er den Stadtplan studiert hat. Ebenso beim Alten und Neuen Testament: Man benötigt zunächst Bibelkundebücher als „Stadtplan“, um sich orientieren zu können, aber wer die Bibel, die „Stadt“, nur aus der Sekundärliteratur kennt und sie nicht in Gänze intensiv gelesen und gesehen hat, kommt bei der ersten tieferen Nachfrage an die Grenze des Argumentierens.
Eine Besonderheit allerdings hat die biblische Stadt: Ihre Struktur ist sehr viel differenzierter als die der wirklichen Städte, die sich in der Regel anhand von Straßennamen hinreichend erschließen lassen. Es gibt literarische Gliederungsstrukturen, thematische Strukturen, Orientierungspunkte an Raum und Zeit sowie personelle Kontinuitäten und literaturgeschichtliche (Dis-)kontinuitäten. „Straßen“, „Flüsse“ und „Bahnlinien“ kreuzen viel zu häufig und durchweben sich, so dass bisher kein Konsens darüber gelungen wäre, wie die einzelnen vorfindlichen Strukturen allgemein anerkannt zu benennen wären. An dieser Stelle ist es die Aufgaben jedes einzelnen Bibellesers, sich bei Bedarf durch teilweise intensives Hineinversetzen in die biblischen Bücher Strukturierungsvorschläge anzusehen, zu prüfen sowie eigene Strukturen zu entwickeln und zu verantworten.
Genauer hinsehen: Zoomstufen
Wie sieht diese „Stadtbesichtigung“ praktisch aus? Folgende „Zoomstufen“ (ZS) des „Stadtplans“ für die einzelnen Bücher der Bibel, angeregt vom Google Maps™-Kartenservice, stellen wir uns vor:
reale Stadt | biblische Stadt | |
ZS 1 |
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Die Leipziger Thomaskirche liegt im Zentrum von Leipzig. Die Stadt ist über die A9, 14 und 38 gut an das Autobahnnetz angebunden. | Das Buch des Propheten Ezechiel gehört zu den großen Propheten und ist nach dem dreiteiligen eschatologischen Schema (1-24: Gerichtsworte an das eigene Volk; 25-32: Gerichtsworte an Fremdvölker; 33-39: Heilsworte) aufgebaut. Zusätzlich findet sich in 40-48 ein „Verfassungsentwurf“, den neuen Tempel in Jerusalem betreffend. | |
ZS 2 |
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ZS 3 |
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ZS 4 |
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ZS 5 |
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Mehr zur Zoomstufe 3 findet sich hier: klick!
Lernfach Bibelkunde
Je länger man Zeit in der Stadt verbringt und je öfter man sie (mit wechselnden Stadtplänen) durchschreitet, desto besser kennt man sich am Ende aus. Wer im Rahmen eines universitären Studiums Zeit mit der Bibel verbringt, sollte die strukturierenden Inhalte auswendig lernen. Wenigstens den groben Aufbau eines jeden biblischen Buches zu kennen, ist unabdingbar, um überhaupt einen Zugang zu finden. Regionen der Stadt, die in der Bibelkunde-Lernzeit noch nicht erkundet werden konnten, stehen im Laufe des Studiums und des weiteren Lebens der Erkundung offen.
Diesen Abschnitt erreichen Sie auch unter www.bibel-faq.net/historische-hermeneutik!
Die Bibel als historisches Buch – Konsequenzen für die Darstellungsweise der Bibelkunde
Dieses Verständnis von bibelkundlicher Arbeit wirkt sich aus auf die Darstellungsweise bibelkundlichen Wissens:
- Da Bibelkundestudium bedeutet, die in Bibelkundebüchern vorgegebene lineare Struktur der einzelnen biblischen Bücher zu lernen bzw. zu prüfen, ist der Aufbau / die Gliederung als Wiedergabe dieser Struktur das Zentralstück.
- Darüber hinaus gilt es zu sehen, welcher sachliche Schwerpunkt gesetzt ist (Sache/Gegenstand),
- und welche theologischen Maximen die Bücher durchziehen und untereinander verweben (Systematik/Theologie).
Diese drei Aspekte bilden entsprechend die Hauptüberschriften auf den unter www.bibel-faq.net/bk eingestellten Ausarbeitungen zu den biblischen Büchern. Mit ihnen wäre dem Bedürfnis, eine Einordnung von Einzeltexten in ihren innerbiblischen Zusammenhang zu ermöglichen, genüge getan.
Der heute greifbare Zusammenhang der biblischen Bücher im Kanon ist kirchlich-theologisch wichtig; exegetisch interessanter ist jedoch, mit welchen historischen Umständen die Entstehung eines biblischen Buches verknüpft ist. Im Bereich des Neuen Testaments können diese Umstände mit relativ wenig Aufwand gezeigt werden; im Bereich des Alten Testaments, dessen Entstehungsgeschichte im Rahmen der Literaturgeschichte eines ganzen Jahrtausends dargestellt werden muss, ist das nicht ohne Weiteres möglich. Deshalb sind neutestamentlichen Ausarbeitungen prinzipiell einer historischen Herangehensweise verpflichtet. Diese schlägt sich in der immer wiederkehrenden Gliederung der Merkblätter nieder: Die einzelnen Gliederungspunkte sind einem Fragekatalog zur Beschreibung und Auswertung historischer Ereignisse entnommen, wobei aber nicht alle Punkte auf jeder Ausarbeitung berücksichtigt werden:
Alle bibelkundlichen Ausarbeitungen (Zoomstufen 1 bis 2) und bibelkundlichen Strukturmaterialien (Zoomstufen 3 oder 4) sind im Bibelkunde-Blog über den Inhaltsüberblick erreichbar; die Zoomstufen 1 und 2 auch über die Kanontabelle Neues Testament. Zusätzlich dazu, dass die bibelkundliche Darstellung der neutestamentlichen Bücher historisch eingebettet ist, möchte ich Überblicksseiten speziell zum historischen Einführungswissen in das Forums-Blog einstellen.
Letzte Aktualisierung: 15. April 2013, Stephan Rehm.
Guten Abend!
Bin ganz begeistert von den so liebevoll ausgearbeiteten Sites.
Würde mir gerne die Bibelverse-App für mein iPhone zulegen,
hab aber keine Creditcard. Kann ich sie auch ganz normal durch
Überweisung bekommen?
Schon mal lieben Dank,
Ursula Panis (ich wohne an der belgischen Küste, da ist alles
Deutschsprachige selten und deshalb umso willkommener)
Guten Abend, Frau Panis! Danke für die Blumen – kostenpflichtige Apps können Sie ohne Kreditkarte erwerben, indem sie sich in Drogerien, in Lebensmittel-Großdiscountern oder in Mediamärkten eine Guthabenkarte für den Appstore kaufen. Die bezahlt man bar; man erhält welche für 15€ oder einen anderen Betrag. Wie man das Guthaben aktiviert, steht jeweils hinten drauf. Viel Erfolg!